Portfolio

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In der Zeit, da in jedem Haus ein Feuer wachgehalten wurde, stellte der Ofen als behütendes und zugleich bändigendes Gefäß des lebenswichtigen Feuers eine unentbehrliche Größe im Leben der Menschen dar. Vor allem in den kalten Monaten des Jahres bildete er den Mittelpunkt im häuslichen Leben. Die Bewohner versammelten sich am Ende des Arbeitstages bei ihm, wärmten sich und brach die Nacht herein, erzählten sie sich Geschichten. Es gibt viele Sagen und Märchen, die vom Ofen erzählen, Aberglauben und geheimnisvolle Bräuche ranken sich um ihn.

Ausgehend vom traditionellen Konzept des Kachelofens, geben die Tuchöfen der Wärmequelle, die heutzutage meist unsichtbar ist, eine Präsenz – einen sichtbaren Ausgangspunkt, wenn auch verhüllt vom keramischen „Tuchüberwurf“.

Tücher wärmen nicht nur, sie verbergen, entziehen etwas dem Blick und schaffen so ein Geheimnis, das jedoch augenfällig und gegenwärtig bleibt. In der Ikonographie ist die Verhüllung Metapher für das Geheimnis oder das Unbekannte par excellence. Die Umhüllung als Vermittlerin des Geheimnisses trägt dem märchen- und sagenumwobenen Ort der Feuerstelle Rechnung und ist gleichsam Bild für die rätselhafte Faszination, die das Feuer von jeher umgibt.

 

Tuchofen 3, Keramik, Engobe mit glitzerndem Flusssand, 2016, photo: Steffi Eckelmann photography